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Süßer die Glocken nie klingen

Ist denn schon Weihnachten? Nein, und doch spielen in diesen Tagen die Glocken in unserem Leben wieder eine wichtige Rolle. Wir hören in der Zeit der Corona Pandemie das Glockengeläut wieder bewusster.

Als ein hörbares Zeichen der christlichen Gemeinschaft und der Ermutigung aller läuten aktuell in Bischofsheim die Glocken in Zeiten von Corona täglich um 19.30 Uhr ökumenisch. Das ist eine Empfehlung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), des Bistums Limburg und Bistums Mainz. In dieser Zeit kann man eine Kerze ins Fenster stellen und ein Gebet sprechen. In dem Bewusstsein, dass das viele Menschen gleichzeitig tun, fühlen wir uns verbunden, auch über Grenzen hinweg. 

Der Glockenklang ist Hintergrund und zugleich auch eine Aufforderung. Doch wann und wozu läuten die Glocken eigentlich? Der Kirchenvorstand in der jeweiligen Gemeinde legt die Läuteordnung fest. Schauen wir uns das mal in Bischofsheim genauer an.

Die Hauptaufgabe einer läutenden Glocke ist es, zum Gottesdienst oder zum Gebet zu rufen. Aktuell finden ja keine öffentlichen Gottesdienste statt, dennoch ist unsere Kirche in der eigentlichen Gottesdienstzeit am Sonntag um 9.30 Uhr für ein persönliches stilles Gebet geöffnet.

Neben dem Läuten zum Gottesdienst gibt es noch das Tagläuten. In Bischofsheim läutet immer eine Glocke um 9.00 Uhr, 12.00 Uhr und 18.00 Uhr. Diese Läutezeiten ergeben auf dem Ziffernblatt ein Kreuz. Durch das Läuten findet der Tag einen Rhythmus. Es ist eine lange zurückreichende Tradition, den Tag in verschiedene Schritte zu unterteilen. Mönche im Kloster hielten in dieser Zeit Tagzeitgebete, die bis heute praktiziert werden.

Glocken haben auch eine Bedeutung. Die  meisten Glocken enthalten beim Guss Widmungen oder Bibelzitate. Manche Inschriften lassen Glocken stellvertretend für uns Botschaften verkünden. In Bischofsheim steht die erste Glocke für Frieden, die zweite für Ewigkeit, die dritte für Glaube und die vierte Glocke steht für Barmherzigkeit. So ruft um 12.00 Uhr, wenn die erste Glocke erklingt, diese zum Friedensgebet auf. Seit jeher war der Glockenklang ein Zeichen des Friedens. In Kriegszeiten mussten die Glocken abgegeben werden und die Bronze wurde für Munition umgeschmolzen. In Friedenszeiten wurden dann wieder Glocken gegossen.

Bestimmte Glocken markieren auch bestimmte Anlässe. An wichtigen Festen im Kirchenjahr wie am Ostermorgen hören wir beispielsweise alle vier Glocken. An Karfreitag schweigen sie in Erinnerung an die Kreuzigung Jesu. Wenn Beerdigungen stattfinden, dann soll das Geläut darauf hinweisen, dass Trauer angesagt ist, in dem weniger Glocken erklingen. In Bischofsheim werden Glocken Ewigkeit und Glauben geläutet.

Eine Glocke läutet. Sie macht mich aufmerksam, unterbricht den Alltag und gibt dem Tag eine Struktur. Diese gewohnte Struktur, der Alltag, ist ja im Moment ganz anders, als wir es gewohnt sind. Deswegen lade ich Sie ein, einmal bewusst auf die Glocken zu hören und beim Tagesläuten einmal innezuhalten. Vielleicht schaffen Sie sich ihr eigenes kleines Ritual für den Alltag. Suchen Sie sich einen ruhigen Platz, zünden sich eine Kerze an und hören auf die Glocke. Kommen Sie zur Ruhe und lassen Ihren Gedanken Raum: Was beschäftigt mich heute? Wie geht es mir gerade? Will ich an jemand besonders denken? Welches Anliegen möchte ich vor Gott bringen? Sprechen Sie dann noch einen Psalm oder ein anderes Gebet und beenden Ihr kleines Ritual.

Süßer die Glocken nie klingen.

Herzliche Grüße

Ihre Pfarrerin Katharina Meckbach

Wenn Sie noch etwas zur Geschichte der Glocken lesen oder die gültige Läuteordnung anschauen möchten, dann klicken Sie hier um mehr zu erfahren!


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