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Gebetswoche zur Einheit der Christen

Herzliche Einladung zum mainspitzweiten ökumenischen Gottesdienst am Sonntag, 19. Januar 2019 um 11 Uhr in der Evangelischen Kirche Ginsheim.

Die ökumenische Situation in Malta

Der christliche Glaube kam nach Malta, das im Herzen des Mittelmeers liegt, durch die Missionstätigkeit des Apostels Paulus, der hier im Jahr 60 nach Christus Schiffbruch erlitt. In den Kapiteln 27 und 28 der Apostelgeschichte findet sich ein detaillierter Bericht, der den schrecklichen Sturm auf See und den „glücklichen“ Schiffbruch beschreibt und schildert, wie die 276 Personen, die vom Schiff aus sicher an Land gelangten, willkommen geheißen wurden. Der Heilungsdienst des Paulus wird in diesem Abschnitt des Neuen Testaments ebenfalls beschrieben.

Im Laufe seiner langen und bewegten Geschichte wurde Malta von verschiedenen Mächten beherrscht: Karthager, Römer, Byzantiner, Araber, Normannen, Staufer, Aragonier, Ritter des Johanniterordens, Franzosen und Briten. 1964 wurde Malta zu einem unabhängigen Land innerhalb des Commonwealth. 2004 trat es der Europäischen Union bei.

Der christliche Glaube ist wesentlicher Bestandteil der Kultur der Bewohner von Malta und der Nachbarinsel Gozo. Die meisten der rund 430.000 Einwohner sind römisch-katholisch, aber es gibt auch größere Gruppen von Christen, die anderen Kirchen und Traditionen angehören. Die Ökumene ist den Menschen in Malta nicht unbekannt. Sie leben seit langem an einem Knotenpunkt von Zivilisationen und Religionen. Handel und Migration haben dazu geführt, dass sie offen für andere und ausgesprochen gastfreundlich sind. Die Malteser wissen, dass der rechte Umgang mit Unterschieden dazu verhilft, gegenseitig die Reichtümer der jeweils anderen Kirchen wertzuschätzen.

Seit der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts leben größere Zahlen von Christen aus anderen Kirchen dauerhaft auf Malta. Aufgrund der starken Präsenz von Militär und Marine kamen viele britische Soldaten sowie Pastoren, die sie begleiteten. So wurden schließlich eine anglikanische Prokathedrale und bald danach auch geeignete und würdige Gottesdiensthäuser für die Mitglieder der Kirche von Schottland und der methodistischen Kirche gebaut. Durch den Krimkrieg und die Eröffnung des Suezkanals entwickelte sich Malta sowohl zu einem strategischen Marinestützpunkt als auch zu einem bedeutenden Handelsplatz mit einer wichtigen Werft.

Seit dem späten 19. Jahrhundert gibt es eine griechisch-orthodoxe Gemeinde auf Malta. Seit den 1990er Jahren lässt sich beobachten, dass die Zahl der Mitglieder verschiedener orthodoxer Kirchen exponentiell wächst. Die meisten von ihnen sind Osteuropäer, die nach Malta kommen, um hier Arbeit zu finden. Dazu gehören serbisch- und russisch-orthodoxe ebenso wie rumänisch- und bulgarisch-orthodoxe Christen. Gleichzeitig hat eine beachtliche Zahl koptischer Christen, vor allem aus Ägypten, ebenso wie aus Äthiopien und Eritrea, auf Malta Zuflucht gefunden, nachdem sie vor der Verfolgung in ihren Heimatländern geflohen waren. Dasselbe gilt für die kleinen Gruppen orthodoxer Christen aus dem Nahen Osten, besonders aus Syrien und dem Irak. Dieses bunte Kaleidoskop christlicher Kirchen trägt zu einer wirklich lebendigen Ökumene bei.

Die ersten ökumenischen Begegnungen fanden Mitte der 1960er Jahre statt, als eine kleine Gruppe römisch-katholischer Priester regelmäßig mit einigen Geistlichen der in Malta stationierten britischen Streitkräfte zusammenkam. Sie diskutierten über Themen von gemeinsamem Interesse und beteten zusammen. Fruchtbar war auch die Zusammenarbeit von maltesischen Exegeten und Geistlichen aus den protestantischen Kirchen. Es ist bekannt, dass viele dieser ökumenischen Kontakte in tiefverwurzelten freundschaftlichen Beziehungen gründeten. Die maltesische Bibelgesellschaft hatte das Privileg, mit Geistlichen anderer Kirchen zusammenarbeiten zu dürfen.

Die ersten offiziellen ökumenischen Gottesdienste wurden in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren gefeiert. Außerdem fanden die ersten Treffen von ARCIC und der gemeinsamen Evangelisch-lutherischen/Römisch-katholischen Kommission auf Malta statt. Im Oktober 1977 setzte der katholische Erzbischof von Malta, Joseph Mercieca, eine diözesane Ökumenekommission ein. Ihre Aufgabe besteht darin, das Gebet für die Einheit der Christen zu fördern, den Katholiken die Gegenwart anderer Kirchen bewusst zu machen und ihnen Kenntnisse über diese Kirchen zu vermitteln. 

1995 gründete Maurice Eminyan SJ den Ökumenischen Rat Maltas, der heute „Christians Together in Malta“ heißt. Zum Rat gehören Repräsentantinnen und Repräsentanten der verschiedenen Kirchen. Sie treffen sich regelmäßig alle zwei Monate, um ökumenische Fragestellungen zu diskutieren, öffentliche Dialogveranstaltungen zu organisieren und zusammen mit der diözesanen Ökumenekommission den Rahmen und den Ablauf der ökumenischen Gottesdienste vorzubereiten. Der wichtigste ökumenische Gottesdienst wird während der Gebetswoche für die Einheit der Christen im Januar gefeiert. Ein weiterer ökumenischer Gottesdienst wird in den Tagen vor oder nach dem Pfingstfest gefeiert.

Die Mitgliedskirchen von „Christians Together in Malta“ sind: römisch-katholische Kirche, Kirche von England, Kirche von Schottland, methodistische, evangelisch-lutherische, griechisch-orthodoxe, serbisch-orthodoxe, russisch-orthodoxe, rumänisch-orthodoxe, bulgarisch-orthodoxe und koptisch-orthodoxe Kirche. Auch die Siebenten-Tags-Adventisten gehören dem Rat an.

Auf Malta gedeihen die ökumenischen Beziehungen. Sie sind von tiefem Respekt und verlässlicher Zusammenarbeit geprägt. Die römisch-katholische Kirche hat entscheidend mitgeholfen, geeignete Orte für die Gottesdienste der orthodoxen Kirchen zu finden. Die römisch-katholische Diözese von Gozo hat freundlicherweise ihre Türen geöffnet, indem sie Gottesdiensträume für Anglikaner und für Christen anderer Traditionen aus der Reformation zur Verfügung gestellt hat.

Außer den ökumenischen Gottesdiensten gibt es weitere bemerkenswerte Beispiele ökumenischer Zusammenarbeit auf Malta. Hierzu gehören:

1) Das gemeinsame Aufbringen finanzieller Mittel für diakonische Projekte auf Malta oder auch im Ausland;

2) Die beeindruckende Teilnehmerzahl von Katholiken am Fest der neun Lesungen in der anglikanischen Prokathedrale Hl. Paulus in Valletta einige Tage vor Weihnachten;

3) Der ökumenische Empfang des katholischen Erzbischofs von Malta während der Gebetswoche für die Einheit der Christen;

4) Gemeinsame Initiativen wie zum Beispiel Besuche bei Alten und Kranken, das Singen von Weihnachtsliedern und Veranstaltungen anlässlich des ökumenischen Tags der Schöpfung;

5) Teilnahme der leitenden Persönlichkeiten der Kirchen in Malta an den Patronatsfesten der jeweils anderen Kirchen;

6) Zusammenarbeit mit der schottischen St. Andrew’s Kirche beim Ausrichten einer Tafel für Hilfsbedürftige;

7) Das „Lighthouse Network“, das in jedem Monat Christen mit dem Ziel zusammenzuführt, Gott gemeinsam zu loben;

8) Die Mitarbeit von Geistlichen aus verschiedenen Kirchen, die im Rahmen der Preisverleihung für höhere Bildung Vorträge über die Ökumene halten. Die Preisverleihung wird von der diözesanen Ökumenekommission in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pastorale Bildung der Erzdiözese Malta organisiert;

9) Eine Diskussionsrunde zu der der Präsident der Republik Malta jedes Jahr kurz vor Weihnachten kirchenleitende Persönlichkeiten einlädt mit anschließendem Weihnachtsessen.

Die ökumenische Zusammenarbeit auf den verschiedenen Ebenen hat dazu beigetragen, die Einheit der Christen auf Malta zu fördern. Es herrscht eine sehr wohltuende ökumenische Atmosphäre, die wie ein Mikrokosmos die ökumenischen Dialoge auf Weltebene wirklich befruchten kann.

Text: ACK


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