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Die Bilder in der Evangelischen Kirche Bischofsheim

Die Bischofsheimer Kirche weist fünf größere Deckengemälde aus dem 18. Jahrundert auf, die die Flächen der Innenkuppel schmücken. Sie zeigen die Darstellung der Trinität in der Mitte, sowie die vier Evangelisten an den vier Außenseiten. Darüber hinaus gibt es noch fünf Gravuren an den Schauseiten der Kanzel aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Im Zuge der ersten Renovierung 1858 wurde der Innenraum der Kirche geweißt. In diesem Zusammmenhang wurden leider die Deckengemäde aus nicht bekannten Gründen übertüncht. Als man im Jahr 1902 dann erneut an eine Renovierung ging, beanspruchte die Wiederherstellungsarbeit der Deckengemälde die meiste Zeit. Pfarrer Heddaeus war es gelungen, die Kirchenbehörde dafür zu gewinnen. Die Restaurierung geschah unter der Leitung von Professor Bramer und Kirchenmaler Volk aus Mainz. Die Aussagen der Kirchenchronik sind hier leider nicht eindeutig: Zunächst ist davon die Rede, dass die Gemälde 1858 nur übertüncht wurden, dann heißt es, sie mußten unter einem doppelten Verputz hervorgearbeitet werden.

Im Zuge der Innenrenovierung der Kirche im Jahr 1992 wurden auch die Deckengemälde restauriert. Die Bilder in der Vierung der Kirche haben eine innen verputzte Holzkonstruktion zum Untergrund. Um die Bilder zu sichern, wurde der Putz von hinten, aus dem Dachstuhl heraus, von Konservatoren mit einem Spezialkleber behandelt, bevor dann die Bilder gereinigt und restauriert wurden.

Die Heilige Trinität

Die Darstellung der Trinität im Mittelfeld der Vierung der Evangelischen Kirche Bischofsheim wurde 1755 von Georg Christian Seekatz (1722 - 1788) gemalt.

Sie zeigt links den auferstandenen Christus mit dem Kreuz und den Wundmalen an den Händen, in der Mitte oben die Taube als Symbol des heiligen Geistes und rechts Gott Vater in den purpurnen Königsmantel gehüllt und das Kreuzverzierte Zepter in der linken Hand. Dahinter steht die Vorstellung von Gott als dem Weltenkönig, entsprechend sind die drei Vermittlungsformen Gottes, wie sie im Glaubensbekenntnis aufgeführt sind, um die Weltkugel herum gruppiert.

Seekatz greift in der Darstellung auf ein bekanntes Motiv zurück, das seine Wurzeln im Spätmittelalter hat, und in der Zeit der Gegenreformation verfestigt und verbreitet wurde.

Die Wahl des Motivs für das zentrale Bild in der Kuppel ist sicherlich kein Zufall, wenn man bedenkt, dass genau unter diesem Bild in früheren Zeiten der Taufstein stand und auch heute wieder das Taufbecken aufgestellt wird: Auf den dreieinigen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist werden die Täuflinge ja getauft, daran erinnert nicht nur das Bild, es erklärt auch die Art der Darstellung.

Der Evangelist Matthäus

Der Evangelist Matthäus wird in der darstellenden Kunst meistens zusammen mit einer Engelfigur dargestellt, mitunter steht der Engel auch alleine als Symbol für den ersten Evangelisten.

Unser Deckengemälde zeigt Matthäus beim Schreiben des Evangeliums. Sein Blick ist auf den Engel gerichtet, der wiederum den Finger zum Himmel erhoben hat. Seekatz bringt damit zum Ausdruck, dass der Evangelist nicht aus sich selbst heraus schreibt, sondern das Wort und den Willen Gottes festhält.

Der Maler erinnert so daran, dass der erste Evangelist sich in seinem Buch in besonderer Weise mit dem alttestamentlichen Gesetz als dem Willen Gottes auseinandersetzt und variiert zugleich die Symbolik, denn die menschliche Figur erinnert eigentlich an den Beginn des Evangeliums mit dem menschlichen Stammbaum Jesu.

Der Evangelist Markus

Der Evangelist Markus wird in der darstellenden Kunst zusammen mit einem Löwen dargestellt, der Löwe ist das Symbol für den zweiten Evangelisten.

Im Unterschied zu den anderen drei Darstellungen weist dieses Bild neben dem Evangelisten und dem Symboltier noch eine weitere, menschliche Figur auf, der sich der Evangelist zuwendet. In der Hand hält sie einen kreuzverzierten Stab, auf den die andere Hand weist.

Ihre Bedeutung ist unklar. Denkbar wäre, dass damit Johannes der Täufer gemeint sein könnte, der von sich weg auf das Kreuz und damit Jesus weist - so zumindest wird der Täufer immer wieder gezeigt. Allerdings passt dazu nicht ganz die Kleidung der Figur, denn der Evangelist Markus erwähnt besonders das grobe Gewand des Täufers aus Kamelhaaren. Und so wird er meistens auch dargestellt.

Der Evangelist Lukas

Die Darstellung des Evangelisten Lukas in der Vierung der Evangelischen Kirche Bischofsheim. Der Stier erinnert an den Beginn des Evangeliums, wo der Priester Zacharias beim Rauchopfer durch den Engel Gabriel die Geburt Johannes des Täufers angekündigt bekommt. Allerdings war das Rauchopfer kein Tier- oder Schlachtopfer, vielmehr wurden zweimal am Tag durch die Priester Balsam, Weihrauch und anderes Rauchwerk dargebracht. Die Symbolfiguren der Evangelisten waren aber durch zwei Bibelstellen (Ezechiel 1 und Offenbarung 4) vorgegeben und wurden entsprechend zugeordnet.

Der Evangelist Johannes

Zu den Füßen des Evangelisten Johannes sitzt das Symboltier, der Adler. Der Adler bezieht sich auf den Prolog am Anfang des Evangeliums, in dem von der Inkarnation, der Fleischwerdung des Wortes Gottes die Rede ist. In vielen Kirchen ist deshalb auch das Lesepult in Form eines Adlers ausgebildet.

Da die Tradition den Schreiber des Johannesevangeliums mit dem Schreiber der Offenbarung gleichsetzt, in der wiederum davon berichtet wird, dass der Schreiber durch den Geist Gottes entrückt wird und dann entsprechende Visionen hat, nimmt das Symbol des Adlers auch dies auf.

Dementsprechend ist Johannes selbst dargestellt: Er sitzt in freier Natur, in der einen Hand eine Schreibfeder, auf dem Schoß eine Papierrolle, Arme und Augen zum Himmel geöffnet. So wird auch hier der visionäre Charakter betont. Die Umgebung könnte zudem ein Verweis auf den Aufenthaltsort des "Sehers Johannes" sein, der sich den Angaben der Offenbarung zufolge auf der Insel Patmos aufhielt. Ursprünglich aus dem kleinasiatischen Ephesus stammend, wurde er möglicher Weise während der diokletianischen Verfolgungen auf die kleine Insel vor der kleinasiatischen Küste verbannt.

Die Kanzel

Im Zuge der Renovierungsarbeiten im Jahr 1957 wurden die alte Holzkanzel mit dem Schalldeckel, sowie der Altar und das Taufbecken entfernt. Die neue Kanzel hängt niedriger als ihre Vorgängerin, ist in ihrem Kern aus Beton gegossen, die fünf Schauseiten sind mit anthrazitem Marmor verkleidet. Sie zeigen neben den vier Evangeliensymbolen, an der Stirnseite ein Lamm mit einer Krone als Symbol für Christus. Leider ist nnicht überliefert, von wem die Entwürfe stammen.

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